Familienangelegenheiten

Die Schlacht um Osgiliath ward gewonnen. Alle freuten sich, so auch Boromir. Jedenfalls bis er seinen Vater auf Faramir und ihn zukommen sah. Er begrüßte ihn und erzählte ihm von der Schlacht. Was er an ihm nicht mochte, war das er Faramir nicht würdigte und er hielt zu seinem kleinen Bruder. Als Denethor verschwunden war, trat Boromir zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. " mach dir Nichts draus kleiner Bruder. Er ist eben sehr stur und eigen!" Er hoffte ihm so ein wenig Mut zusprechen zu können.

Faramir reagierte wie stets, wenn er von seinem Vater auf so schmerzhafte Art und Weise zurückgewiesen und beleidigt wurde, mit tiefer Trauer, die er jedoch zu unterdrücken versuchte. Würde er in der Öffentlichkeit seine Schwäche zeigen, würde sein Vater ihn noch schlechter behandeln. Erst, als er Boromirs Hand auf seiner Schulter spürte, konnte er sich entspannen. Er liebte die warme Hand seines Bruders.
"Ja, ich weiß...Ich sollte nicht zu viel von Vater erwarten.", seufzte er und lehnte sich eher unbewusst an Boromirs Hand.

" das ist eben Vater. Wir werden es ihm wohl nie recht machen können!" meinte Boromir dann und seufzte. " Wie sieht es aus? Lust dich zu betrinken? Immerhin haben wir einen Sieg zu feiern!" bot er dann an und ließ die Fässer anstechen. Er wollte nicht nach Bruchtal. Sein Platz war hier bei seinem Volk und nicht in Bruchtal. Er reichte seinem Bruder einen Krug.

Faramir seufzte leise und schluckte seine Traurigkeit und seine Enttäuschung einfach hinunter. Hatte doch eh keinen Zweck mehr, sich für seinen Vater extra Mühe zu geben, wenn er keine guten Seiten an seinem jüngsten Sohn finden konnte.
"Nein, so stimmt es nicht ganz, Boromir...DU kannst es ihm stets recht machen. Er liebt dich überalles, würde dir alles vergeben...Nur ich nicht. Ich werde für immer der schwache, ungewollte Sohn bleiben."
War ja klar, dass Boromir nur wieder an Alkohol denken konnte, doch gefiel ihm diese Idee ebenso.
"Ja, gerne."

" Faramir...Vater liebt dich. Dessen wird er sich irgendwann wieder erinnern!  Er will es momentan nicht wahr haben , aber er liebt uns Beide, glaube es mir!" sagte Boromir dann und stieß mit seinem Bruder an. In einem Zug hatte er den halben Krug gelehrt und grinste Faramir an. " heute...ist das Leben schön. Wir haben Osgiliath zurückerobert. Es muss einfach gefeiert werden!" Er war in Feierlaune.

Faramir lächelte etwas erheiterter und beschloss sich den Worten seines Bruders anzunehmen. Auch, wenn es vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprach, wollte er sich die Siegesfeier nicht mehr entgehen lassen.
"Wenn du es sagst, mein Bruder."
Er ließ sich einen Krug Bier reichen und trank darauf los.

Boromir war bei bester Laune und hatte keine Lust nach Bruchtal zu reiten. Das war richtig blöd und er wollte hier bei seinem Volk sein. Doch wird er seinen Vater bestimmt nicht umstimmen können. Nach der Feier kamen sie zurück nach Minas Tirith und er verkroch sich in sein Zimmer. Dort setzte er sich auf das Bett und dachte über vielerlei Dinge nach.

Erst als der Alkohol in Mengen geflossen war, war Faramir in der Lage, seine Gedanken etwas von seinem Vater und seiner Trauer und Enttäuschung zu verbannen. Er konnte es nun nicht einmal ändern und versuchte es, dies so anzunehmen, wie es war. Er beobachtete, wie Boromir auf sein Gemach verschwand und tat es ihm nach einer Weile ebenso gleich.

Boromir brauchte frische Luft und trat nach Draußen. Dort lehnte an sich an die Brüstung und sah Minas Tirith herab. Es war wirklich eine schöne Stadt. Die der Menschen Numenórs. Ebenso Osgiliath. Er seufzte und richtete seinen Blick gen Himmel. Es zog zu und ein gewitter kündigte sich an. Draußen, ganz weit hinten, trainierten noch ein Burschen mit den Bögen und dem Schwert. Er rüstete sich und lief dann zu den Stallungen. Dort machte er sein Pferd bereit und stieg auf. Er musste die Beiden unbedingt zurück holen. Es hatte angefangen zu regnen und zu gewittern. Sie trainierten auf einem rutschigen Hang.

Faramir saß eine Weile auf seinem Bett und grübelte. Etwas, was Faramir stets sehr gerne tat und was ihn sehr erfüllte. Als es bereits dunkel draußen war und die ersten Sterne am Himmel auftauchten, beschloss der junge Heerführer noch etwas frische Luft zu schnappen. Er schlenderte zu der Brüstung, die er jeden Tag besuchte und genoss die Atemzüge, welche frische und kühle Luft in seine Lunge pumpten. Der kalte Wind, welcher durch sein Haar wehte, gab ihm das seltsame Gefühl von Freiheit und Melancholie machte sich in ihm breit, als er daran dachte, bald von Boromir verlassen zu werden. Boromir würde nach Bruchtal gehen und eine ungewisse Reise stand ihm bevor. Was, wenn Boromir nie mehr wieder kommen würde? Er liebte seinen Bruder, er brauchte seinen Bruder.

Boromir war gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Es gewitterte über ihm und er wurde nass. Doch er musste die beiden Jungen finden. Er spornte sein Pferd an und ritt schneller zu dem hang. Die Jungs hatten das Gewittert bemerkt, kümmerten sich aber nicht weiter darum. Plötzlich schlug ein Blitz in den Baum ein und der drohte zu fallen. Schneller als man hinsehen konnte, hatte Boromir, den Ersten gepackt und auf sein Pferd geworfen. Den zweiten holte er hinter sich. Auf sie kam eine riesige Menge Schlamm und jede Menge wasser. Der Anduin lief über und er hatte Mühe etwas zu sehen. Von ihren gemächern aus, konnte man auf den Hang schauen.

Faramir entkleidete sich und wollte gerade sein Bett aufsuchen, um endlich in seinen wohlverdienten Schlaf zu finden, als er hörte, wie es zu regnen und gewittern anfing. Er liebte dieses Wetter und platzierte sich vor sein Fenster, um die Regentropfen zu beobachten. Nichtsahnend schaute er aus dem Fenster und bemerkte eine Gestalt, die nach genaueren Hinsehen nur Boromir darstellen konnte. Was machte sein Bruder bei diesem Wetter draußen?

Boromir versuchte sich aus dem Schlamm zu befreien, aber es war ein zu großer Sturm und sein Pferd rutschte immer wieder ab. Das war doch echt beschissen. Er musste hier weg, sonst würden sie alle drauf gehen. Wenn sie wenigstens zu zweit wären,aber dies war leider nicht der Fall.